Engagementbericht 2024: Die Relevanz für die Jugendverbandsarbeit

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Die Jugendverbandsarbeit ist eine tragende Säule der demokratischen Gesellschaft sowie der Engagementförderung junger Menschen. Der Engagementbericht der Bundesregierung 2024 mit dem Titel „Zugangschancen zum freiwilligen Engagement“ beleuchtet, welche Herausforderungen und Chancen sich insbesondere bei Behinderung, Klasse und zugeschriebenen Migrationshintergrund ergeben. Die Inhalte sind von hoher Relevanz für die Praxis in Jugendverbänden und liefern wertvolle Argumente für (Förder-)Anträge und die jugendpolitische Lobbyarbeit. Folgend werden die fünf wichtigsten Take-Aways zusammengefasst:

1. Jugendverbandsarbeit als Schlüssel zur Engagementförderung

Jugendverbände schaffen räumliche und strukturelle Voraussetzungen, die es jungen Menschen ermöglichen, erste Erfahrungen mit freiwilligem Engagement zu machen. Laut Engagementbericht gilt: 

  • „Erfahrungen von Partizipation und Engagement in der Kindheit und Jugend haben einen großen Einfluss darauf, ob sich Menschen im späteren Lebensverlauf engagieren.“ (S. 39)

Dies zeigt deutlich, dass die Unterstützung von Jugendverbänden eine zentrale Investition in die Zivilgesellschaft von morgen ist. Deshalb müssen die Rahmenbedingungen für Jugendverbandsarbeit verbessert und langfristig gesichert werden.

2. Soziale Ungleichheiten im Engagement wahrnehmen und abbauen

Ein zentraler Befund des Engagementberichts ist, dass soziale Ungleichheit bereits beim Zugang zum Engagement wirkt und zum Teil sogar verstärkt wird. Menschen aus einkommensschwachen Haushalten oder mit Migrationshintergrund haben nachweislich größere Hürden, um sich ehrenamtlich zu engagieren:

  • „Personen mit hohem Einkommen, hohem Bildungsabschluss und ohne sogenannten Migrationshintergrund sind im freiwilligen Engagement überrepräsentiert.“ (S. 49)
  • „Soziale Ungleichheit umfasst nicht nur materielle Ungleichheit, sondern auch ungleiche Bildungsabschlüsse, Anerkennung, berufliche Reputation, Arbeitsbedingungen und Gesundheit. Alle diese Aspekte wirken sich auf Schwellen zum freiwilligen Engagement aus.“ (S. 40)
  • Allgemein werden weniger privilegierte Menschen im Engagement häufig defizitär gesehen und eher als eine Zielgruppe mit besonderer Unterstützung wahrgenommen. Dieser defizitäre Blick diskriminiert und übersieht Diskussion um Beteiligungs- und Ermöglichungspotentiale! (vgl. S. 85)

Gerade Jugendverbände können sozialen Ungleichheiten aktiv entgegenwirken, sofern sie diese adressieren:

  • „Auch andere Bereiche der Jugendarbeit wie etwa Kinder- und Jugendreisen, Aktivitäten der Jugendverbände, Jugendringe, Jugendbildungsstätten der politischen oder kulturellen Bildung und die internationale Jugendarbeit fördern Erfahrungen, welche grundlegend für ein späteres Engagement sind.“ (S. 39)

Durch niedrigschwellige Angebote und gezielte Programme können sie jungen Menschen aus benachteiligten Gruppen einen leichteren Zugang zu Partizipation ermöglichen. Dies erfordert jedoch gezielte Förderungen und strukturelle Anpassungen.

3. Zeitliche und strukturelle Hürden insb. junger Menschen abbauen

Junge Menschen stehen unter wachsendem Leistungsdruck, was die Möglichkeiten zum freiwilligen Engagement einschränkt. Der Bericht hebt hervor:

  • „Die Schwelle zum Engagement ist für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus allen Familien und Milieus aufgrund gestiegener gesellschaftlicher Anforderungen an die Jugendphase größer geworden.“ (S. 77)
  • „[…] durch die Ausdehnung des Schulalltags stehen bspw. für ein Engagement in der Jugendverbandsarbeit weniger zeitliche Ressourcen zur Verfügung.“ (S. 144)

Diese Erkenntnisse müssen in politischen Entscheidungen berücksichtigt werden. Wie in unserem Eckpunktepapier gefordert: Die Anrechnung von Engagement in Zeugnissen, flexiblere schulische Strukturen und eine gezielte Unterstützung ehrenamtlicher Jugendstrukturen sind essenziell, um jungen Menschen weiterhin den Raum für Partizipation zu geben.

4. Finanzielle Absicherung der Jugendverbandsarbeit

Die Ergebnisse des Berichts machen deutlich, dass Engagement nicht kostenlos ist. Neben Zeit erfordert es finanzielle Ressourcen für Personal, Mobilität und Infrastruktur.

  • Ehrenamt kostet (offen und verdeckt) und benötigt Geld (etwa für Personal- und Reisekosten sowie Sachkosten). (vgl. S. 138)

Trotz der nachweislichen Bedeutung von Jugendverbänden sind viele ihrer Angebote von unsicheren oder befristeten Förderungen abhängig. Eine langfristige Absicherung von Jugendverbänden und deren Infrastruktur ist notwendig, um nachhaltige Strukturen (im Engagement junger Menschen) zu schaffen.

5. Fehlende Beachtung der Jugendverbandsarbeit im Diskurs der Engagementförderung

Trotz der enormen Bedeutung der Jugendverbandsarbeit für die Engagementförderung wird sie im öffentlichen und politischen Diskurs bisher nur unzureichend berücksichtigt. Der Bericht stellt fest:

  • Angebote der Jugendarbeit werden im Fachdiskurs zu Ehrenamt und Schwellensenkung selten rezipiert. (vgl. S. 82)

Dies bedeutet, dass Jugendverbände oft nicht als essenzielle Akteure der Engagementförderung anerkannt werden und ihre spezifischen Bedarfe in politischen Strategien und Förderprogrammen nicht ausreichend Beachtung finden. Es braucht eine stärkere Sichtbarkeit der Jugendverbandsarbeit in politischen Entscheidungsprozessen, damit ihre Strukturen langfristig gesichert und ihre wertvolle Arbeit angemessen gefördert wird.

Fazit: Der Engagementbericht als Argumentationsgrundlage für die Jugendverbandsarbeit bietet eine wissenschaftlich fundierte Grundlage, um die Notwendigkeit einer starken und finanziell abgesicherten Jugendverbandsarbeit zu unterstreichen. Die darin enthaltenen Daten und Zitate können direkt in Förderanträge, politische Anträge und Argumentationshilfen eingebaut werden, um strukturelle Verbesserungen für die Jugendverbandsarbeit zu fordern.

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